Pitch

 

Der Begriff Pitch wird vor allem in der Film- und Literaturindustrie verwendet, wo er einen sehr kurzen Text beschreibt, der die Geschichte (Situation, Konflikt, Entwicklung, Lösung) eines Films oder eines Romans zusammenfasst. Der Begriff scheint mir knackig, geradezu lautmalerisch (der Schlag einer Peitsche?), also verwende ich ihn auch gerne im Kunstbereich.

Es geht um Texte, die Unbekannten in wenigen Sätzen eine Vorstellung eines Projekts vermitteln. Diese Texte richten sich explizit an Menschen, die noch keine Ahnung von einem bestimmten Projekt haben, dessen Schöpferinnen und Schöpfer nicht kennen und auch nicht «vom Fach» sind. 

Das Verfassen solcher Pitch-Texte stellt eine effiziente Methode dar, selbst eine Art Außenblick auf die eigene Arbeit zu entwickeln und zugleich ihre Vermittlung zu verbessern.

Es empfiehlt sich, solche Texte nicht erst nach Abschluss eines Projekts zu schreiben, sondern schon in einem früheren Stadium. Das Verfassen der Texte generiert Fragen an die eigene Arbeit, zeigt gedankliche, konzeptuelle Lücken auf und verschiebt mitunter sogar die Schwerpunkte. Pitch-Texte sind also auch ein nützliches Werkzeug bei der Entwicklung eines Projekts.

Es gibt kaum formale Vorschriften für Pitches. Wie auch immer sie geschrieben sind, wenn sie funktionieren, dann sind sie gut. Als Faustregel gilt, dass sie etwa vier bis sechs Sätze umfassen sollen, doch auch aus dieser Regel kann man in alle Richtungen ausbrechen. 

Wie gehe ich selbst dabei vor?

Wenn ich ein neues Projekt entwickle, dann schreibe ich bald einen ersten Pitch. Im Verlauf der Arbeit formuliere ich diesen Text dann immer wieder um. Oft verändern sich dabei die Akzente. In der Regel behalte ich die verschiedenen Versionen auf und lege sie mit Datum ab. Manchmal habe ich im Verlauf einer Arbeit nämlich plötzlich das Gefühl, jetzt sei ein wichtiger Aspekt untergegangen. Dann lese ich ältere Pitches und kann nachher besser beurteilen, wo ich genau stehe und ob ich tatsächlich etwas verdrängt habe. Beim Schreiben der Pitches entstehen oft Sätze, die mir zwar wichtig sind, die aber zur Kernaussage, zum ‹Peitschenschlag› meines Pitches nicht passen. Diese Sätze löse ich zwar aus dem Pitch, bewahre sie aber auf, denn vielleicht verwandeln sie sich mit der Zeit oder mithilfe einer Umformulierung plötzlich in ein zentrales Element, das unbedingt in den Pitch muss. Ich teste meine Pitches an Personen aus meinem Umfeld, denen ich sie zu passenden und unpassenden Gelegenheiten vortrage und dann nachfrage, was sie genau verstanden haben (das ist manchmal etwas frustrierend, manchmal lustig und immer bringt es mich weiter). Man könnte auch sagen, der Pitch sei gewissermassen der Aussenminister meiner Projekte, die Schnittstelle zur Öffentlichkeit.